Digitalimania – Wenn die Zukunft mehr verspricht, als sie trägt
Von einem, der täglich zwischen Paletten und Propheten unterwegs ist.
Es gibt Bewegungen, die beginnen leise – und enden in einem kollektiven Trommelfeuer.
Die Digitalimania gehört dazu. Was einst als technische Weiterentwicklung startete, ist inzwischen zur Ersatzreligion unserer Zeit geworden.
Das Evangelium: Digitalisierung macht alles besser. KI macht alles möglich.
Wer daran zweifelt, hat angeblich die Zukunft nicht verstanden. Und wer es hinterfragt, gilt schnell als gefühlter Technologie-Leugner mit manuellem Hang zu Klemmbrettern.
Gott, Algorithmus und Geist – die heilige Dreifaltigkeit der Moderne
Die neue Liturgie klingt überall gleich:
- KI revolutioniert die Prozesse
- Algorithmen steuern die Zukunft
- Dashboards sorgen für Erleuchtung
- Automatisierung ist das neue Nirwana
Dazu die vertreibenden „Priester“ aus dem Silicon Valley oder Berliner Hinterhöfen, die im Hoodie das Heil verkünden – und in Anzug und Krawatte bei Autokraten dieser Welt Lobby-Gymnastik betreiben, wie man sie in keinem Fitnessstudio findet.
Ihre Jünger nennen sich „Tech-Community“.
Ihre Kirchen: Keynotes, Start-up-Bühnen und LinkedIn oder X
Ihre Predigt: „Digital first – Fragen später.“
Logistik als ein neuer Wallfahrtsort
Natürlich macht auch die Logistikbranche eifrig mit. Kaum ein Panel, auf dem nicht mindestens drei Visionäre davon sprechen, wie KI demnächst:
- LKW von allein fahren lässt,
- Regale sortiert,
- Ladungsträger teleportiert
- und menschliche Intelligenz elegant ersetzt.
Ein wenig erinnert das an Wetterberichte: Viele bunte Grafiken, wenig Präzision – und am Ende bleibt es anders als vorhergesagt.
Die Marketingisierung der Wirklichkeit
Das eigentlich Beeindruckende aber ist der Mut der Branche, Visionen immer größer zu zeichnen, je weiter sie von der Realität entfernt sind. Heute präsentieren Unternehmen „revolutionäre Plattformen“, die – wenn man genauer hinsieht – manchmal nicht viel mehr sind als ein aufgehübschtes Tabellenblatt mit Login-Bereich.
Aber im Marketing nennt man das dann:
- „disruptiv“,
- „transformativ“,
- oder „Next Level Digital Excellence“.
Manchmal auch einfach: „Beta-Version“.
Der Effekt ist überall zu spüren: Entscheider sollen zwischen realen Lösungen und digitaler Poesie
die berühmte Spreu vom Weizen trennen – was zunehmend schwerer wird, weil die Spreu inzwischen die besseren Präsentationen hat.
Digitalimania: Die hoffentlich selbstwirkende Prophezeiung
So entstehen Erzählungen über selbststeuernde Lieferketten, KI-basierte Allheilprozesse und vernetzte Zukunftswelten – die sich manchmal anhören, als hätte man eine Science-Fiction-Serie
mit einem Businessplan verwechselt. Und während die Branche träumt, bleibt eine Frage so simpel wie altmodisch:
Wer tauscht eigentlich noch die Palette, wenn sie gerade digital im Cloud-Himmel schwebt?
Zwischen Himmel und Hallentor gibt es auch Bodenhaftung
Doch – und das ist die gute Nachricht – es gibt sie wirklich, die Unternehmen, die Digitalisierung nicht mit Küssen der Zukunftsikonen verwechseln.
Unternehmen, die wissen:
- Digitalisierung ist kein Glaubensakt.
- KI ist kein Messias.
- Und Software ist kein Ersatz für Verstand.
Sie behandeln Technologie als das, was sie ist:
- Ein Werkzeug. Nicht mehr – aber auch nicht weniger.
Diese Unternehmen findet man in allen Bereichen:
- bei Logistikdienstleistern, die KI nutzen, um Prozesse zu verbessern – nicht, um Mitarbeiter zu ersetzen.
- bei Industrieunternehmen, die digitale Systeme für mehr Transparenz einsetzen – statt für Schaumschlägerei.
- bei Handelsunternehmen, die Daten nutzen, um ihre Supply Chain resilienter zu machen – nicht nur hübscher in der Präsentation.
Sie investieren in echte Lösungen, nicht in Pixelträume.
Sie umarmen Effizienz, nicht Ideologie.
Und sie wissen: Technologie ist nur so gut wie der Mensch, der sie einsetzt.
Bleibt am Ende nur die Frage:
Will man Teil der Tech-Jüngerschaft sein, die jeden neuen Algorithmus wie eine Offenbarung feiert?
Oder Teil jener bodenständigen Gruppe, die die Zukunft baut, indem sie Werkzeuge nutzt – und nicht anbetet?
Denn am Ende, das wissen wir alle, bewegt sich im Hallentor nichts durch Visionen: sondern durch Menschen, Maschinen und Entscheidungen.
Und manchmal eben auch durch jemanden, der ganz real die Palette tauscht – statt sie in die Cloud hochzuloben.

Der PalettenReport steht nicht für Digitalimania, sondern für die Brute-Force-Realität der Logistik: Preise, Fakten, Audits, echte Marktmechanik. Wer wissen will, was im Palettenmarkt wirklich passiert – jenseits von Buzzwords – braucht den PalettenReport als tägliches Werkzeug statt als digitale Beruhigungspille.

Beim PalettenSymposium gibt es keinen Tech-Hype, sondern die ungefilterte Wirklichkeit der Branche: harte Zahlen, klare Worte, echte Entscheider. Hier wird nicht visioniert, sondern geliefert – ein Event, das die Realität der Supply Chain zeigt, wie sie ist: komplex, physisch, entscheidend.
Digitalimania zeigt, wie Digitalisierung zur Ersatzreligion wird. Ein kritischer Logistik-Kommentar über KI-Hype, unrealistische Versprechen und echte digitale Werkzeuge, die wirklich funktionieren.
@Expert4Logistics Beat Sanne
